Über die Jahrhunderte entstand eine ausgesprochen lesenswerte Reitliteratur. Viele der Autoren waren oder sind nicht nur begnadete Reiter und Ausbilder. In ihren Werken und während ihres Unterrichts gelingt es ihnen oft, mit wenigen Worten unendlich viel Weisheit und Wissen über das Reiten und den Umgang mit Pferden zu vermitteln.
Diese Zitatensammlung ist nicht geordnet und wird ständig wachsen. Ich lade die geneigten LeserInnen zum Schmökern ein.
Bent Branderup,
Begründer der Akadmischen Reitkunst
"Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur."
"Wir müssen mit Pferden nur eines - Zeit schön verbringen."
"Am Anfang müssen wir lernen, das Detail zu sehen. Dann müssen wir lernen, die Gesamtheit zu sehen. Dann müssen wir lernen, im Detail die Gesamtheit zu sehen"
"Dem Pferd ist es egal, nach welcher Reitweise es schlecht geritten wird."
"Die Hand sammelt in erster Linie Information aus der Wirbelsäule des Pferdes."
"Ab dem Bauchnabel aufwärts gehört der Reiterkörper dem Pferdemaul. Ab dem Bauchnabel abwärts gehört der Reiterkörper dem Pferderücken."
"Aller Anfang der Ausbildung und Vollendung liegt in der Formgebung."
"Mein Pferd ist mein Spiegel, der meine schlechte und gute Laune unverfälscht wiedergibt. Sieh hinein in die Augen Deines Pferdes, aber erschrecke nicht über die Wahrheit."
Oberst Waldemar Seunig "Von der Koppel bis zur Kapriole"
"Der Abrichter muss zunächst auf die Sinne des Pferdes einzuwirken trachten, Lustgefühle erregen und sich dann das hochentwickelte Gedächtnis des Pferdes zunutze machen, um Ideenverbindungen zu
schaffen, die in seinem Gehirn direkte Zusammenhänge zwischen einer großen Annehmlichkeit und einer bedeutend kleineren Unannehmlichkeit herstellen. "
"Bei der Ausbildung des jungen Pferdes wird es sich darum handeln, eine unmittelbare Einwirkung auf seinen Willen durch körperlichen Zwang möglichst zu vermeiden und einen solchen durch eine
weitgehende Beeinflussung der Tierpsyche zu ersetzen."
"Dieses Werkzeug (der Sitz) soll ein Präzisionsinstrument erster Ordnung, es soll zweckmässig geformt und blank geschliffen sein, damit es, am richtigen Ort und ohne überflüssigen Kraftaufwand
eingesetzt, das Höchstmaß an Wirkung erreichen kann."
"Der weich sitzende Reiter ist durch das Auge kaum wahrnehmbare, einen ganz geringen Ausschlag gebende Schwingungen seiner Wirbelsäule imstande, die Bewegungen des Pferdes auszusitzen, d.h. im Sattel zu kleben. Das Geheimnis dieses weichen Sitzes ist praktisch nur durch fleissiges Sich-longierenlassen, natürlich bügellos, auf schwungvoll gehendem Pferde zu lösen."
"Niemals das Pferd in die gewünschte Form hineinpressen wollen, es soll sie selbst im Vorwärts am Zügel finden!"
"Unter den vielen das Untertreten und damit den Gang störenden Fehlern sei zum Schluss noch der am häufigsten zu beobachtende erwähnt: die unruhige oder gar falsch aktiv einwirkende - die
riegelnde Hand."
"Die gefühlvolle "denkende" Hand wird es verstehen, dem Pferd die Anlehnung möglichst angenehm zu machen. Sie soll so weich und elastisch sein, dass sie, fürs Auge nicht wahrnehmbar, mit den
rhythmischen Bewegungen des Pferdes und den Vibrationen der Anlehnung "mitatmet". Das wird ihr allerdings nur dann gelingen, wenn sie an einem unabhängigen und schmiegsamen Sitz "befestigt" ist,
der ihr, ohne selbst an irgendeiner Stelle steif und festgehalten zu sein, alle Schwingungen des Pferdekörpers zuleitet."
"Sind die beiden Schwerpunkte (von Pferd und ReiterIn) nicht auf der selben Linie - der Schwerlinie - gelegen, bedeutet das vermehrte Anstrengung und schlechteres Gehen."
"Eine Dressur, deren Endergebnis nicht auch konservierend ist, hat keine Daseinsberechtigung und unterbleibt besser ganz."
Gustav Steinbrecht: "Das Gymnasium des Pferdes"
"Reite Dein Pferd vorwärts und richte es gerade."
"Es ist das Genick das erste Gelenk, durch das die Anzüge später hindurchwirken sollen, und so lange das Genick nicht völlig gelöst ist, beschränkt sich die Einwirkung des Reiters auf das Maul
des Pferdes allein."
"Zweck der Dressur ist es, durch systematisch geordnete gymnastische Übungen die Muskulatur des Pferdes zu befähigen, dem Skelette die für den Reitdienst erforderlichen Richtungen zu
geben."
"Der Bereiter hat seine Aufgabe erfüllt und sein Pferd vollkommen ausgebildet, wenn er die beiden in der Hinterhand ruhenden Kräfte, die Schieb- und Tragkraft, letztere in Verbindung mit der
Federkraft, zur höchsten Entwicklung gebracht, und in ihren Wirkungen wie in ihrem Verhältnis zu einander beliebig und genau abzuwägen vermag."
"Biegsamkeit und Selbsthaltung sind die Quelle der Gewandtheit des Pferdes."
"Die Reitkunst ist eine unendlich schwere Kunst, und noch niemand ist wohl in vollem Sinne Meister darin geworden, bevor ihm das Alter den Schädel gebleicht hat."
Nuno Oliveira: "Notizen zum Unterricht"
"Reitkunst fängt an mit Vervollkommnung des Einfachen."
"Ich will keine Reiter, die sich anstrengen. Arbeiten Sie durch Nachdenken."
"Schulterherein ist das Aspirin der Reitkunst: Es heilt alles."
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Ludwig Hünersdorf:
"Anleitung zu der natürlichsten und leichtesten Art Pferde abzurichten"
"...und weil mir mehr darum zu thun ist, das Nachdenken des Reiters zu erregen, als sein Gedächtnis blos durch praktische Regeln zu beschäftigen, so habe ich das GLEICHGEWICHT und die BIEGSAMKEIT
des Pferdes als zween Hauptgrundsätze angenommen, aus denen ich die Lectionen, den Fortgang der Bearbeitung und mancherlei Ereignisse in der Reiterei zu erklären suche."
"Wir arbeiten nach zween Hauptgrundsätzen, worauf sich das ganze System der Reitkunst, nemlich alle Lectionen und Regeln gründen. Dies ist GLEICHGEWICHT und BIEGSAMKEIT. Aus dem Gleichgewicht folgt Beweglichkeit und Leichtigkeit, und aus der Biegsamkeit entsteht Geschicklichkeit, Folgsamkeit und mit ihr der Gehorsam."
"Die drei Eigenschaften, die eine gute Hand haben soll, nemlich daß sie LEICHT, SANFT und STANDHAFT seyn soll, will ich bei den Gelegenheiten, wo sie in der Folge gebraucht werden, zu bemerken
suchen. Sie sind ohne einen vollkommen guten Sitz nicht zu erlangen. Von ihm allein erhält die Hand ihre wirkende Kraft."
"Mißtrauen macht, daß das Pferd nie mit Lust arbeitet und folglich keinen guten Anstand bekommt. Und die Angst macht es verwirrt und hindert es auf die Lection zu merken, die man ihm giebt. Aus
dieser Ursache sehen wir den geschickten Reiter das junge Pferd mit so besonders viel Geduld behandeln und es mit Liebkosungen und Belohnungen überhäufen."
"Bei dem nachdenkenden und vernünftigen Reiter setzen wir voraus, daß er nichts mit dem Pferde unternimmt, ohne die Frage: Warum? an sich zu thun und sie sich auch gehörig aufzulösen weiß"
"dem Pferd eine Stellung zu geben, worin es gehen, und die es aushalten kann."
"Unsern Grundsätzen zufolge müssen wir demnach die Leichtigkeit des Mauls nicht im Maul selbst, sondern in der Stellung des ganzen Pferdes suchen."
"Wir wissen, dass das Pferd der Hand nur duch die Biegung seiner hintern Gelenke nachgeben kann, und hier steckt die genaue Verbindung, die des Pferdes Maul und seine hintere Schenkel mit
einander haben. Leidet es hier Schmerz, so empfinden wir das in der Hand."
"Die Trense und der Kappzaum waren sehr gut, dem Pferde den Kopf und den Hals in die Höhe und zurück zu arbeiten, allein, den Kopf wieder herbei zu bringen, und dem Halse seine ihm schickliche
Stellung zu geben, kann nur durch die Stange geschehen, welches uns ihre Einrichtung und ihre Eigenschaften, von denen wir uns eben unterhalten haben, hinlänglich erklären."
"denn das ist unsere Kunst, das Pferd durch die Abrichtung zu bessern und ihm durch Biegsamkeit und Geschicklichkeit dasjenige zum Theil zu ersetzen suchen, was ihm die Natur an Vermögen versagt
hat. Und so werden auch fehlerhafte Pferde nach ihrer Art brauchbar gemacht."
"Der Reiter, der selbst kein Gleichgewicht hat, kann dem Pferd keins geben."
Aufgeschnappt
"Je langsamer man vorgeht, desto schneller kommt man zum Ziel", Ray Hunt
"Ein leerer Sattel ist besser als ein gemeiner Reiter", Sprichwort unter Cowboys
"Von 100 berittenen Soldaten können nur 3 im Galopp denken" Napoleon
"Lästerzungen sagen ab und zu, Rittigkeit sei die Fähigkeit des Pferdes, reiterliche Inkompetenz zu ertragen", Kurt Albrecht |
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